Reise des Fränkischen Madrigalchors Adelsheim nach Magdeburg
Leipzig, Weimar, Halle, Paris - diese Städte sind für den Fränkischen Madrigalchor mit besten Erinnerungen an wunderbare Reisen verbunden, die in den Jahren seit 2012 stattgefunden haben. Vor Kurzem ist nun eine weitere Stadt hinzugekommen: Magdeburg. Der Chor wählt seine Reiseziele nicht zuletzt unter musikkundlichen Gesichtspunkten. So sind die Städte Leipzig und Halle mit den Namen der großen Komponisten Bach und Händel verbunden. Aber auch Magdeburg hat einen großen musikalischen Sohn hervorgebracht: Georg Philipp Telemann. Diesmal also hatte der Chor beschlossen, sich auf die Spuren dieses ebenfalls bedeutenden Barockkomponisten zu begeben. Mit dem komfortablen Reisebus der Firma Knühl wurden am frühen Freitagmorgen die Mitglieder des Chores, die ja keineswegs nur aus Adelsheim kommen, aus den umliegenden Gemeinden eingesammelt. Nach der Ankunft in Magdeburg gegen 14.00 Uhr und nach dem Einchecken im noblen Hotel "Maritim" stand eine zweieinhalbstündige Stadtführung mit dem thematischen Schwerpunkt "Telemann" auf dem Programm. Hier konnte man beispielsweise erfahren, dass Telemann mit seinen 3600 Kompositionen zu seiner Zeit als der bedeutendste Komponist im deutschsprachigen Raum angesehen und höher eingestuft wurde als der große Johann Sebastian Bach. Letzteres wird auch daran deutlich, dass der Rat der Stadt Leipzig bei der Neubesetzung des Kantorenamtes der Thomaskirche im Jahre 1723 gerne Telemann gehabt hätte und nach dessen Absage und der Vergabe der Stelle an Bach zu der Einschätzung gelangte, dass man nun, "nachdem die Besten abgesagt hätten, sich mit den Mittleren zufrieden geben müsse". Die Stadtführung bot natürlich auch eine Begegnung mit der Geschichte der Stadt. Magdeburg musste in seiner Geschichte zwei furchtbare Verwüstungen hinnehmen, einmal im Jahre 1631 durch die kaiserlichen Truppen unter General Tilly, zum anderen 1945 durch Bombenangriffe der Aliierten. Da Magdeburg im Zweiten Weltkrieg zu 90 Prozent zerstört wurde, geht der Großteil der heutigen Bebauung auf die Zeit nach 1945 zurück. Aber auch ältere Baustile sind präsent. So gilt der Dom (Einweihung 1363) als die erste große Kirche im gotischen Stil auf deutschem Boden. Aus einer noch früheren Zeit datiert das Kloster "Unser Lieben Frauen", das im romanischen Stil erbaut wurde. Daneben stehen einige Bürgerhäuser aus der Barockzeit, vereinzelt Häuser mit prächtig gestalteten Fassaden aus der Gründerzeit sowie auch die bekannten Plattenbauten aus der Zeit der DDR. Als ein architektonisches Highlight von Magdeburg darf die "Grüne Zitadelle", eines der letzten Projekte des Architekten und Malers Friedensreich Hundertwasser, gelten. Eine eineinhalbstündige Erkundung dieses außergewöhnlichen Bauwerks, das im Jahre 2005 fertiggestellt wurde, stand am nächsten Tag auf dem Programm der 32 Reiseteilnehmer.
Das wie ein Phantasiegebilde aus einem Kinderbuch anmutende Gebäude verschmäht rechte Winkel und gerade Linien ( "Die gerade Linie ist gottlos") und bevorzugt geschwungene Linien und Spiralen. Dachterrassen und Balkone sind begrünt, wobei die Pflanzen wachsen dürfen, wie es ihnen beliebt. Im Inneren beherbergt das Haus 55 Mietwohnungen, Geschäfte und einige Restaurants. Die Besucher konnten sich anhand einer gerade leerstehenden Wohnung davon überzeugen, dass das Wohnen hier durchaus seinen Charme hat, aber mit den zahlreichen Treppenstufen über mehrere Geschosse auch eine Herausforderung darstellt. Eine Magdeburgreise ohne eine Besichtigung des berühmten Doms wäre nur eine halbe Sache. Da eine Innenbesichtigung des Doms derzeit regulär nicht möglich ist, nutzte die Reisegruppe den Besuch eines Konzerts des "Großen Zupforchesters des Konservatoriums", um doch einen Blick in das Innere des Doms zu erhaschen. Aber auch das Konzert selbst mit seinen zarten Klängen, erzeugt von 25 Gitarren und Mandolinen, war durchaus hörenswert. Am Abend des zweiten Tages stieß das Ehepaar Künzel zum Chor hinzu, das eine private Reise in Deutschlands Norden mit einem Abstecher nach Magdeburg verband. Werner Künzel, der Vorsitzende des Chors, wollte es sich nicht nehmen lassen, einige Stunden mit den Sängerinnen und Sängern zu verbringen. Zu einem weiteren Besichtigungshöhepunkt wurde der Besuch des Elbe-Wasserstraßenkreu-zes, das einige Kilometer nördlich der Stadt liegt. Dort kreuzen sich die Elbe und der Mittel-landkanal, wobei der Mittellandkanal über eine 918 Meter lange Brücke über die Elbe geführt wird. Ein Schiffshebewerk und eine Schleuse machen sogar einen Wechsel von dem einen zum anderen Flusslauf möglich. Da bei der Erläuterung der technischen Details die ansonsten so kundige Reiseleiterin an ihre Grenzen kam, konnte man hier erleben, wie sich manche Reiseteilnehmer die Köpfe heiß redeten, während sie die technischen Finessen einer "Sparschleuse" zu ergründen suchten. Eine Chorreise wäre aber unvollkommen, wenn sie nicht auch Gelegenheit böte zu einer gesanglichen Darbietung. Chorleiter Dieter Kaiser hatte im Vorfeld der Reise mit dem Kantor der Kathedrale Sankt Sebastian Kontakt aufgenommen, um einen Auftritt im Rahmen eines Gottesdienstes zu ermöglichen. So hatte der Chor die Gelegenheit, die Sonntagsmesse in der Kathedrale musikalisch mitzugestalten. Dieter Kaiser, der über eine profunde kirchenmusi-kalische Erfahrung verfügt, hatte sechs Chorsätze ausgewählt, die perfekt in die Liturgie passten und die zumeist "a cappella", aber auch orgelbegleitet und im Wechselgesang mit der Gemeinde vorgetragen wurden. Für die gelungene Darbietung spendeten die erstaunlich zahlreichen Gottesdienstbesucher am Ende herzlichen Beifall. Ein Besuch der Räume des Klosters "Unser Lieben Frauen", die eine Kunstausstellung beherbergen, beschloss das Besichtigungsprogramm. Natürlich kamen auch die kulinarischen Freuden und der kommunikative Austausch nicht zu kurz, und es wurde deutlich, dass sich der Fränkische Madrigalchor nicht nur auf die Harmonie im Gesang versteht, sondern insbesondere auch die Harmonie im menschlichen Miteinander zu praktizieren weiß. Die Organisation der Reise lag wie schon bei den vorhergehenden Reisen in den Händen von Bernhard Heinzmann und Maria Stolz-Günther. Mit ihrer sorgfältigen Planung haben sie einmal mehr dafür gesorgt, dass auch diese Reise für alle zu einem Genuss und einem intensiven Erlebnis wurde. Nicht unerwähnt bleiben darf auch der Busfahrer Markus Schwab, der mit seiner freundlichen und entgegenkommenden Art zu einer entspannten und angenehmen Atmosphäre bei der Fahrt beitrug.